Liegt bei Ihrer Bank der Schlüssel unter der Matte?

Immer wieder fordern Sicherheitsbehörden Zugang zu verschlüsselter Kommunikation. Die Forderung ist ebenso verständlich wie gefährlich.

Natürlich wäre es aus Sicht der Sicherheitsbehörden extrem wünschenswert, verschlüsselte Nachrichten jederzeit mitlesen zu können. Aber wie könnte man eine solche Forderung ernsthaft in die Tat umsetzen? Das hat eine Gruppe international renommierter Sicherheitsforscher um Bruce Schneier untersucht. Was würde passieren, wenn man ernsthaft versuchen würde, spezielle Hintertüren für Behörden in sämtliche digitalen Kanäle einzubauen? Es wäre zumindest viel teurer als die Befürworter sich vorstellen. Wenn nicht gar unmöglich. Oder, wie die Sicherheitsforscher es zusammenfassen: „Diese Vorschläge sind praktisch undurchführbar, öffnen enorme rechtliche und ethische Probleme und würden Fortschritte in der Sicherheit zunichte machen – und das in einer Zeit, in der Sicherheitslücken im Netz extreme ökonomische Schäden verursachen.“

Ein Generalschlüssel zu WhatsApp oder anderen Diensten wäre mit extremen Risiken behaftet. Würde so ein Generalschlüssel gestohlen oder unbemerkt kopiert, hätte Kriminelle freie Bahn. Und das ist nicht nur eine theoretische Gefahr. Die Wannacry-Ransomware nutzte Techniken aus dem Arsenal der NSA. Zudem könnte man mit solchen Hintertüren Nachrichten nicht nur abfangen sondern auch fälschen. Die Technik, mit der Kriminalbeamte Verdächtige überwachen, könnte also von Kriminellen genutzt werden, Finanztransaktionen zu fälschen – und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Unsere Wirtschaft und Infrastruktur braucht sichere Kanäle für Kommunikation und Steuerung. Diese Sicherheit absichtlich zu schwächen, würde großen Schaden anrichten, dem nur geringer Nutzen gegenübersteht.