Jemand zieht gefährliche Geräte einfach aus dem Verkehr
Ist es erlaubt, fremdes Eigentum zu beschädigen, um Gefahren für die Allgemeinheit abzuwehren? „Kommt drauf an“, könnte man sagen. Kaputte Atomkraftwerke oder Autos dürfen ja von den entsprechenden Behörden durchaus aus dem Verkehr gezogen werden.
Es kommt sogar vor, dass die Polizei fremdes Eigentum beschlagnahmt und zerstört. Die Vorräte von Drogenhändlern zum Beispiel. Wir wissen nicht, ob der Hacker namens Janit0r sich bei seinen Aktionen an solchen Beispielen orientiert hat. Was wir aber wissen: Jemand hackt automatisiert im großen Stil digital vernetzte Geräte und legt sie lahm. Die Kollegen von Radware haben den Angriff Mitte April 2017 entdeckt und dokumentiert und „Brickerbot“ getauft. Einige Monate vorher hatte sich zum ersten Mal deutlich manifestiert, dass das Internet of Things brandgefährlich ist. Damals griffen Hacker mit Hilfe großer Mengen gleichgeschalteter Geräte Server an. Das Gefahrenpotenzial war lange bekannt, viele haben davor gewarnt, unter anderem wir. Trotzdem werfen Hersteller immer noch Millionen von miserabel gesicherten Geräten auf den Markt.
Das Potenzial für immer größere Massenangriffe steigt damit täglich. Appelle an Hersteller und Politiker verhallen ohne Wirkung. Uns wundert daher nicht, dass „Janit0r“ Selbstjustiz übt. Wenn die Kunden echte, direkt spürbare Schäden haben, wenn die Hersteller mit Reklamationen überzogen werden, dann haben wir vielleicht endlich mal eine Chance auf vernünftig konfigurierte IoT-Geräte.
Die eigenmächtigen und illegalen Aktionen von Janit0r sind natürlich zu verurteilen. Aber vielleicht sollte die Polizei mal mit der Befugnis ausgestattet werden, unsichere Geräte stillzulegen. Bei Autos geht das schließlich auch. Wir hoffen nur, dass Janit0r nicht versehentlich einen Herzschrittmacher ausschaltet.