Erpresser erbeuten OP-Fotos

„Kann Sandra denn stillen? Die hat sich doch die Brüste machen lassen!“ Fast hätte ich mich an meinem Bier verschluckt. Da sitzt man friedlich im Biergarten, will die Natur genießen, und am Nebentisch trompetet der Kellner fröhlich intime Details aus seiner Verwandtschaft in die Welt. Onkel Hugo kann kaum noch laufen wegen der Häfte, und die Oma ist so dement, dass sie wohl nicht mehr lange alleine wohnen kann. Ich hätte gut auf diese Details verzichten können.

Cybergangster sehen das naturgemäß völlig anders. Die lieben intime Informationen, am besten, wenn man damit jemanden erpressen kann. Zum Beispiel Celebrities, die sich ihre Brüste oder sonstwas chirurgisch renovieren ließen. Daher hat die Hackergruppe „The Dark Overlord“ eine britische Klinik angegriffen und dabei ein paar Terabytes an Patientendaten abgegriffen. Darunter sollen sich Fotos von frisch operierten Genitalien befinden. Genau das richtige zu Halloween.

Ich bin von der Geschäftsidee ja noch nicht ganz überzeugt. Ich glaube, Ransomware oder digitaler Bankraub sind nach wie vor lohnender. Erpressungstrojaner sind ein Massengeschäft. Banken online auszuplündern, ist zwar aufwändiger, kann aber traumhafte Margen erbringen. Ob die Information, dass sich Starlet X oder Sängerin Y plastisch verschönern ließ, zu Geld machen lässt? Wohl kaum.

Im Zweifelsfall lässt das anvisierte Opfer den Erpresser auflaufen, damit der seine Infos auf den Tisch legen muss. Das ergibt dann einen hübschen Skandal und damit jede Menge Publicity für Starlet oder Sängerin – was will man mehr? Aber wer weiß, vielleicht sind die Royals, die angeblich auch betroffen sind, ja spendabler. Oder die Klinik selbst. Oder ein Konsortium internationaler Boulevardzeitungen schmeißt ihre schwarzen Kassen zusammen und kauft den Datenreichtum auf. Oder die Gauner verkaufen die Daten an alle, die sie haben wollen, kassieren Schweigegeld von der Klinik und verkaufen die Fotos trotzdem an die Presse – möglich ist alles.

Und Sandra? Keine Sorge, sie kann stillen, der Chirurg hat die Silikonpolster so eingebaut, dass die Milchdrüsen nicht gestört werden. Ist auch besser so, schließlich ist sie schon im achten Monat!