Forscher fälschen Mimik

Passend zur herbstlichen Grusel-Saison: Was die Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg und des Max-Planck-Instituts für Informatik da treiben, macht mir eine leichte Gänsehaut. Die Übertragen die Mimik eines Menschen digital auf einen anderen. Beide Personen werden von einer Kamera aufgenommen, von beiden Gesichtern wird ein dreidimensionales Modell im Rechner erstellt.

Und dann pflückt der PC die Mimik der einen Person und überträgt sie auf die andere. Eine ähnliche Technik bietet das Programm „Faceshift“. Es überträgt die Gesichtsausdrücke von Schauspielern auf die Gesichter von 3D-animierten Trickfiguren. Die Nürnberger und ihre Kollegen setzen aber noch einen drauf, indem sie ein realistisches Livebild eines menschlichen Gesichts in dieser Weise manipulieren. Ebenfalls neu ist, dass die Sie die benötigte Hardware für wenig Geld im Elektronikmarkt kaufen können.

Wo soll das hinführen? Können Verbrecher dann bald Videobotschaften fälschen? Nehmen wir zum Beispiel eine Entführung. Typischerweise fordert man einen Beweis, dass die Person noch lebt. Mit der neuen Technik lassen die Entführer womöglich eine Leiche munter nicken und lächeln. Noch hat die Technik zum Glück Grenzen. Wenn das Gesicht kurz verdeckt wird, kommt der Algorithmus aus dem Takt. Und zum Glück ist die Sprachsynthese auch noch nicht so weit, dass man einen Menschen mit seiner echten Stimme beliebigen Text sagen lassen kann. Aber wenn ich mir den Fortschritt in dem Bereich anschaue, dann frage ich mich, wie lange das noch dauern wird. So gibt es heute schon Sprachsynthese mit beängstigend echt klingenden Stimmen. Ein paar Jahre werden uns wohl noch bleiben, bis Videotelefonate gefälscht werden können. Aber dass das früher oder später passieren wird, halte ich für ziemlich wahrscheinlich.