Spion im Spielzeug

Wollen Sie, dass die Geheimnisse, die Ihr Kind seinem Teddy erzählt, im Internet auftauchen? Nein? Dann kann ich nur empfehlen, von irgendwelchem „intelligenten“ sprechenden Spielzeug die Finger zu lassen.

Vor einiger Zeit habe ich mich hier schon einmal über eine sprechende Puppe echauffiert, die Sprachaufnahmen an ein Rechenzentrum schickt. Damals versah ich meine Sicherheitsbedenken noch mit einem Fragezeichen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass ich völlig zu Recht vor den Wanzen im Kinderzimmer gewarnt habe, und ich kann ohne Übertreibung ein Ausrufezeichen benutzen! Ende Februar wurde bekannt, dass eine Nutzerdatenbank sprechender Kuscheltiere offen im Internet zugänglich war. Die Teddys der Marke CloudPets haben über eine fehlerhaft konfigurierte Datenbank Sprachaufnahmen von 800.000 Kindern ausgeplaudert. Hinweise darauf ließ der Hersteller monatelang unbeantwortet. Die Bundesnetzagentur sieht das lauschende Spielzeug ebenfalls sehr kritisch. Die Puppe „My Friend Cayla“ wurde sogar kurzerhand verboten. Die Puppe ist eine verbotene getarnte Sendeanlage nach Paragraph 90 des Telekommunikationsgesetzes.

Die Puppe nimmt Sprache auf und sendet sie per Bluetooth, also über Funk, an ein angeschlossenes Mobilgerät. Diese Funktion ist aber nicht zu erkennen, weil das Gerät aussieht wie eine normale Puppe. Daher gilt die Puppe als verbotenes Spionagegerät. Der Hersteller sieht das anders und will gegen das Verbot gerichtlich vorgehen. Ich bin gespannt, wie das ausgeht. Die Eltern werden derweil aufgefordert, die Puppe unschädlich zu machen. Ich hoffe mal, dass keiner die Puppe als Ganzes zerstört und damit ein Kinderherz bricht. Es sollte genügen, das Batteriefach zu öffnen und die Elektronik im Inneren mit etwas fein dosierter roher Gewalt zu behandeln.