Datenschutz: Microsoft zieht sich elegant aus der Affaire

Ende Oktober berichtete ich hier im Blog darüber, dass das Safe-Harbour-Abkommen hinfällig ist, und dass Unternehmen, die Daten in der Cloud verarbeiten lassen, sich vielleicht bald eine neue Lösung einfallen lassen müssen. In dem Zusammenhang schrieb ich aber auch: „Vielleicht erledigt sich das Thema, indem die amerikanischen Cloud-Anbieter neue Rechenzentren in Europa aufbauen und sie mit neuen Verträgen flankieren.“

Anscheinend hat jemand bei Microsoft meinen Blog-Beitrag gelesen und beschlossen, die Idee umzusetzen. Und das in einem Höllentempo: Nur zwei Wochen später hatte man schon das Rechenzentrum aus dem Boden gestampft, die Verträge mit der Telekom verhandelt und eine Pressemitteilung verschickt. 😉 Wie es aussieht, gelingt es Microsoft tatsächlich, den amerikanischen Behörden ein Schnippchen zu schlagen. Denn der Kern des neuen Cloud-Angebots ist nicht das deutsche Rechenzentrum, sondern die Rolle, die T-Systems dabei spielt.

Die Telekom-Tochter übernimmt nämlich den operativen Betrieb der Dienste und fungiert – und das ist der Clou – für die Kundendaten als Treuhänder. In der Praxis heißt das: Microsoft baut die Server auf, installiert darauf Azure, Office 365 und Dynamics CRM – und übergibt dann Schlüssel und Passwörter an T-Systems. Wenn dann eine amerikanische Behörde in Redmond anklopft und Benutzerdaten aus Deutschland haben will, dann kann Microsoft sich ganz entspannt zurücklehnen und sagen: Sorry, auf diese Daten haben wir keinen Zugriff.

Es sieht also ganz danach aus, als könnten Benutzer von Azure, Office 365 und Dynamics CRM sich in Sachen Datenschutz und Safe Harbour elegant aus der Affaire ziehen. Einfach das neue deutsche Rechenzentrum buchen, und fertig. Einen Wermutstropfen gibt es aber bei der Geschichte: Die neue Cloud ist erst im zweiten Halbjahr 2016 verfügbar und wird teurer als die bisherigen Angebote.